Die Zahl der Krankschreibungen ist so hoch wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn. Das hat Implikationen für den Fachkräftemangel.
Laut einer Untersuchung der Krankenkasse KKH unter Mitgliedern im ersten Halbjahr 2024…
- … kamen auf 100 Erwerbstätige 210 Krankheitsfälle, jede:r war also im Schnitt zweimal krankgeschrieben
- Das war ein Plus von 2,9% zum Vorjahr (204) und 72% zu 2019 (122).
Der gigantische Anstieg gegenüber der Vor-Covid-Phase hänge mit mehr Atemwegserkrankungen zusammen, welche sich mit 70 Fällen pro 100 Erwerbstätigen gegenüber 2019 verdoppelt hätten.
Full Disclosure: Ein Arzt bin ich nicht. Dass wir heute 72% mehr Krankmeldungen als 2019 haben, weil tatsächlich so viel mehr an Krankheiten herumgeht, ist für mich als Laien aber zugegebenermaßen kaum vorstellbar. Vielleicht spielt hinein, dass sich das Krankmelden seit der Covid-Pandemie für viele Menschen etwas “normalisiert” hat?
Wie dem auch sei: Fakt ist, dass Krankheitstage weniger Arbeitstage bedeuten und damit den Fachkräftemangel verschärfen. Firmen können zwar nicht so recht Pandemien und die nationale Gesundheitspolitik kontrollieren, aber sie können Risikofaktoren bei sich selbst steuern. Beispiele: Eine Kultur schaffen, in welcher sich Mitarbeiter:innen ohne schlechtes Gewissen krankmelden können (es sogar sollen!), denn eine grassierende Bürogrippe ist es garantiert nicht wert, dass ein:e Mitarbeiter:in sich doch noch mit 30% Leistungsfähigkeit zur Arbeit geschleppt hatte
- Zu einfachen Handlungen wie Händewaschen aufrufen und Seife sowie Desinfektionsmittel bereitstellen
- Mentale Gesundheit ernst nehmen und das Mitarbeiter:innen glaubwürdig signalisieren
- Vorsichtig mit Arbeitsverdichtung und neuen Anforderungen umgehen, um Mitarbeiter:innen nicht in den Burnout zu treiben
Natürlich variieren die konkreten Handlungsempfehlungen von Branche zu Branche. In Berufen mit viel Kundenkontakt muss man beispielsweise anders agieren als in einem Bürojob; und im Gesundheits- und Pflegebereich gelten sowieso noch einmal andere Regeln. Aber die bottom line ist: Mit ein paar einfachen Maßnahmen bzw. Zielen können Firmen den gesundheitsbedingten Arbeitskräftemangel reduzieren und auch zu einer besseren Arbeitsatmosphäre beitragen. Das verhindert auch Talentfluktuation. Und das bedeutet eine stärkere Firma.