Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt äußerst straff. Dazu trägt bei, dass die Konjunktur derzeit zulegt.
- Der ifo-Geschäftsklimaindex, KfW/ifo-Mittelstandsindex und GfK-Konsumklimaindex haben zuletzt alle zugelegt
- Das deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft allmählich die Wende schafft. Konjunkturell, nicht strukturell.
- Im April waren 20.000 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im März. Der Arbeitsmarkt strafft sich also.
Na gut, zum letzten Punkt gehört die zyklische Betrachtung hinzu. Der Arbeitsmarkt folgt schließlich gewissen kalendarischen Regeln. Im Frühjahr sinkt die Arbeitslosigkeit traditionell, da Firmen aufstocken und in Landwirtschaft sowie Gastronomie mehr Arbeitskraftbedarf anfällt. Berücksichtigt man diesen Effekt, fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit im April schwach aus. Genaugenommen stieg die Arbeitslosigkeit schwankungsbereinigt um 10.000!
Woran liegt das? An den konjunkturellen Problemen. Wem das paradox mit meinen ersten zwei Punkten vorkommt, der muss nur verstehen, dass die Dinge in der Wirtschaft oft zeitversetzt wirken. Die letzten Monate waren konjunkturell abgrundtief schwach; also reagieren die Firmen einige Wochen und Monate versetzt darauf. Mitten in der leichten Belebung sehen wir also eine Lockerung des Arbeitsmarkts.
Die ist aber natürlich eher kosmetischer Natur. Mit der sich abzeichnenden Belebung wird auch wieder der Arbeitskraftbedarf steigen und die Arbeitslosigkeitsrate (auch schwankungsbereinigt) sinken. Denn strukturell ist alles beim Alten: Deutschland fehlt es an Fachkräften. Das wird uns noch auf die sehr lange Frist eine geringe Arbeitslosigkeit bescheren. Leider klingt das nur im ersten Moment gut.