Fachkräfte in Deutschland erleben Diskriminierung, so eine OECD-Studie - und werden oft negativ überrascht, sobald sie ins Land kommen.
Der nächste Eintrag in der leider langen Reihe "Wie wir uns den Kampf gegen den Fachkräftemangel selbst kaputt machen". Eine OECD-Untersuchung unter ausländischen Fachkräften hat eine Reihe unangenehmer Ergebnisse zu Tage gefördert:
- Die Hälfte der Zuwanderer berichtet von Benachteiligung bei der Wohnungssuche, erwartet hatte das nur ein Drittel
- 37% berichten von Diskriminierung in der Öffentlichkeit: Auf offener Straße, im Restaurant, im Geschäft
- Jeder Dritte empfindet Diskriminierung bei Arbeit, Nachbarn und Ausländerbehörden
- Jeder Vierte in der Schule der Kinder
- Nur jeder dritte Zugewanderte fühlt sich als Fachkraft in Deutschland willkommen. Ein spannender Kontrast dazu, dass 55% der noch nicht zugewanderten Interessenten aussagen, dass Deutschland ein "echtes Interesse" an Fachkräften habe.
Tja, was soll man dazu sagen? Vielleicht ist ein gewisser Grad an "Ernüchterung" unvermeidbar, wenn jemand in ein neues Land zuwandert und sich dort zurecht finden muss. Aber die Werte oben sind mehr als das. Sie sind vermeidbar und wir haben einen Auftrag, sie zu senken. Nicht nur, weil jeder in Deutschland diskriminierungsfrei leben können sollte, sondern sogar aus ganz egoistischem Interesse: Es geht um den Fachkräftemangel, selbstverständlich.
Die Erhebung erinnert mich gleich an drei Dinge. Erstens, dass wir vor einigen Monaten eine EU-Studie hatten, in welcher Schwarze besonders häufig in Deutschland über Rassismus klagten. Zweitens, wie ich erst vor einigen Tagen über die Freundin eines Freundes berichtet hatte, welche nach dem Diebstahl ihrer Niederlassungserlaubnis in die Bürokratiehölle geriet. Und drittens, mein Beitrag zum Thema Englisch am Arbeitsplatz vor einigen Wochen: 35% der sich noch im Ausland befindlichen Interessenten glaubt laut OECD-Studie, dass sie in Deutschland "auch mit Englisch gut zurechtkommen" würden. So viel zum Thema Ernüchterung. Von den bereits Zugezogenen glaubt das übrigens nur noch jeder Dritte.