Das Bevölkerungswachstum in den USA wird maßgeblich von Migration getrieben, wie Daten der Zensusbehörde zeigen.
Also, gleich eines vorab: Mein Titel ist natürlich reißerisch gewählt. In den wirtschaftlichen Erfolg der USA spielt auch noch so einiges anderes hinein. Aber Migration ist tatsächlich ganz oben auf der Liste.
Wer sich mit Ökonomie auskennt, weiß, dass es klassischerweise nur zwei Dinge gibt, die langfristiges Wachstum bestimmten: Technologie und Bevölkerungswachstum.
Die meisten Industriestaaten haben es quasi aufgegeben, etwas gegen ihr demografisches Desaster zu unternehmen. Dafür müsste man als Politik ja mal tatsächlich Maßnahmen ergreifen… und das macht nun gar keinen Spaß. Also bleibt Technologie.
Die USA sind jedoch speziell. Als eines von recht wenigen Industrieländern blicken sie tatsächlich auf einen recht positiven demografischen Pfad. Und das bedeutet auch einen deutlich besseren Wachstumsausblick über die nächsten Jahrzehnte.
Die Geburtenraten in den USA sind dabei kaum besser als im Rest der entwickelten Welt. Nein - es geht um Migration.
Lässt man die Menschen in aller Welt mit ihren Füßen wählen, wählen sie eben meistens die USA. Reich, voller Chancen, englischsprechend und mit einer Reputation als Immigrationsland. Dass es keinen Sozialstaat gibt und man völlig auf sich allein gestellt ist, wenn etwas schief geht, scheint vielen wie ein hinnehmbares Risiko.
Konkret hat das Zensusbüro ermittelt, dass Migrant:innen 84% des Bevölkerungswachstums der USA in den 12 Monaten bis Ende Juni ausgemacht haben.
In diesem Sinne finde ich die Diskussion über eine radikale Eindämmung der Migration in den USA auch so idiotisch.
To be clear: Migration kontrollieren zu wollen und illegale Migration im Griff haben zu wollen, das ist völlig in Ordnung. Und am Ende des Tages darf jedes Land natürlich demokratisch für sich selbst entscheiden, wie sehr es sich selbst wehtun will.
Aber Fakt ist, dass Migration (und das umfasst auch illegale Migration!) das amerikanische Bevölkerungswachstum treibt, für reichlich Arbeitsangebot für einen hungrigen Arbeitsmarkt sorgt und damit das rasche Wachstum des Landes ermöglicht.
Aber, aber, aber - nicht jede:r Migrant:in ist doch aus wirtschaftlicher Sicht gleich!
Mag sein, aber das spielt in einem Land mit schwachem Wohlfahrtsstaat wie in den USA kaum eine Rolle. Was sollen illegal eingereiste Migrant:innen tun? Nicht arbeiten und sich ohne jegliche Papiere für die mickrigen Sozialhilfen bewerben?
Drum kreist die Debatte in den USA auch eher um vermeintliche Kriminalität durch illegale Migrant:innen (die Datenlage ist dünn, aber am Ende des Tages zählen nur Anekdoten) und einen verteilungspolitischen Aspekt: Mehr niedrig ausgebildete Zuwanderer:innen sorgen für mehr Preiswettbewerb für schon im Land befindliche niedrig ausgebildete Arbeiter:innen. Dazu kommt natürlich Druck auf Wohnungsmärkte, etc.
Der Verteilungskonflikt ist real und die Bedenken diesbezüglich legitim, aber so ehrlich wird selten diskutiert. Stattdessen wird so getan, als wären Migrant:innen grundsätzlich gefährlich oder als würden sie der Wirtschaft schaden. Das ist einfach nicht wahr – das Gegenteil ist der Fall. Und ironischerweise sind die USA das beste Beispiel dafür.
Also, egal ob die “selektive” Zuwanderung an den Flughäfen oder die irreguläre Migration, welche das Land so sehr in Panik versetzt: Solange der Zufluss an Migrant:innen kräftig bleibt, werden die USA eines der reichsten und dynamischsten Länder der Welt bleiben.