Laut einer neuen Befragung wollen mehr Firmen ihre Mitarbeiter:innen zurück ins Büro holen. Auch ein Ex-Google-CEO hat dazu eine klare Meinung.
Das Homeoffice ist für Analysten und Forscher eine faszinierende Sache geworden, weswegen sich die Studien dazu manchmal überschlagen. Und auch mal völlig gegensätzlich klingen:
“Neue ZEW-Studie: Unternehmen halten an Homeoffice fest”, so eine Schlagzeile beim Manager Magazin vor Kurzem, welche mich zu einem Beitrag bewegt hatte. Und was lese ich heute in der FAZ? “Homeoffice-Studie: Unternehmen wollen Mitarbeiter verstärkt zurück ins Büro holen”.
Schauen wir uns kurz mal die neue Umfrage an, von der HR-Beratung Königsteiner Gruppe unter über 1.000 Beschäftigten:
- 58% berichten von klaren Homeoffice-Regelungen. 61% nutzen einen Tag pro Woche, 18% zwei - dabei stehen den meisten Beschäftigten zwei Tage zu
- Ein Drittel nutzt gar kein Homeoffice, wollen tun das nur 22%
- 35% gaben an, dass der Arbeitgeber sie zu mehr Präsenzarbeit aufgefordert hat; 55% denken, dass der Arbeitgeber sich das zumindest wünscht
PS: Die Zahlen oben gehen nicht ganz auf (61% ein Tag po Woche, 18% zwei Tage pro Woche, ein Drittel gar kein Tag… wie bitte?). Wieso, weiß ich leider nicht. Ich gebe hier einfach mal die Zahlen wieder, wie die FAZ sie aus der Umfrage zitiert.
Also erst einmal, die zwei Umfragen kollidieren gar nicht so kritisch miteinander, denn sie befragen unterschiedliche Seiten: Hier geht es um Mitarbeiter:innen, beim ZEW um Firmen.
Die Unternehmen sagen, dass sie viel Homeoffice anbieten und das auch nicht ändern wollen, im Gegenteil, bis 2026 kommen laut Selbstangabe sogar noch mehr Firmen dazu (schau dafür in einen meiner jüngsten Beiträge). Die Mitarbeiter:innen sagen, dass sie zwar ziemlich oft Homeoffice zur Verfügung haben, aber auch gar nicht so selten zurück ins Büro zitiert werden.
Ob das schon ein echter Trend ist - oder, in den Worten der FAZ, “verstärkt” zurück ins Büro geholt wird -, wissen wir natürlich noch nicht. Wir haben ja nur einen einzigen Datenpunkt. Wie sah es 2023 aus, wie 2022? Die 35% klingen für mich derzeit noch nicht allzu kritisch.
Dabei gibt es ja durchaus reichlich Gegner des Homeoffice. Der frühere Google-CEO Eric Schmidt hat sich bei einer Panel-Diskussion als solcher geoutet:
“Google beschloss, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, das frühe Nachhausegehen und die Arbeit von zu Hause aus wichtiger sind als der Gewinn [...] Der Grund, warum Startups funktionieren, ist, dass die Leute wie verrückt arbeiten.”
Ich bin natürlich der Letzte, der Eric Schmidt die Erfahrung absprechen wollen würde. Eine solche “Hardliner”-Politik könnte es vielen Firmen allerdings erschweren, die Talente an Bord zu holen, die sie wollen und brauchen. Das Homeoffice ist heutzutage nämlich einfach ziemlich beliebt.
So beliebt, dass Schmidt wenige Tage darauf zurückrudern musste: “Ich habe mich über Google und ihre Arbeitszeiten falsch ausgedrückt [...] Ich bereue meinen Fehler”. Eric Schmidt 0, Homeoffice 1.