Der deutsche Bankensektor steht vor einem schweren Fachkräftemangel
Allein die Sparkassen planen mit bis zu 100.000 Neueinstellungen binnen 10 Jahren, wie der Lobbyverband DSGV bekanntgegeben hat. Genauer seien es 8.000 bis 10.000 pro Jahr.
Es mag trivial klingen, von Fachkräftemangel in einer Branche zu sprechen, immerhin leidet gefühlt jede Branche darunter. Laut Statistischem Bundesamt ist es fast jede zweite Firma in der Gesamtwirtschaft, welche inzwischen nicht genug Fachkräfte findet.
Im Bankensektor ist es aber insofern bemerkenswert, als die Zahl der Beschäftigten seit 2013 kontinuierlich gesunken ist, von 600.000 auf heute nur noch knapp 510.000. Allein die Sparkassen machen diesen Trend also rein rechnerisch rückgängig. Über 10 Jahre zwar, aber der jährliche Zuwachs bei den Sparkassen allein wird den durchschnittlichen jährlichen Rückgang der vergangenen 10 Jahre kompensieren.
Na gut, eine Einschränkung gibt es dennoch. In den kommenden Jahren dürfte sich der Personalrückgang in den Banken beschleunigen, weil große Rentenjahrgänge bevorstehen. Bei den Sparkassen sind es bis 2034 rund 45.000 Beschäftigte, also ein Viertel der Gesamtbelegschaft von 190.000.
Damit sind wir beim nächsten Punkt: Der Finanzsektor nimmt den Fachkräftemangel noch immer nicht ernst genug.
Wenn du weißt, dass dir binnen 10 Jahren ein Viertel der Belegschaft abhandenkommt und du zusätzlich im nationalen und internationalen Konkurrenzkampf begriffen bist, dann musst du mehr tun, als die Rentenabgänge + natürliche Fluktuation ausgleichen. Die Fondsgesellschaft Union Investment hat in einer Umfrage ermittelt, dass nur 29% der Bankmitarbeiter ihren Arbeitgeber gut gerüstet für die demografischen Herausforderungen sehen. In der Gesamtwirtschaft beträgt der Wert 32%.
Immerhin gibt es an einigen Stellen positive Zeichen. Einige Volksbanken experimentieren mit Viertagewochen und erleben mehr Bewerbungen, die Sparkassen haben den "Azubi-Code" geknackt und verbuchen kräftiges Interesse. Die Commerzbank und andere Banken erlauben viel Flexibilität beim Homeoffice. Einige Geldhäuser haben also verstanden, dass der Kampf um Talente für sie zum entscheidenden Faktor über Erfolg und Misserfolg auf die Mittel- und Langfrist wird. Mehr noch als ein oder zwei zusätzliche Prozentpunkte Profitabilität im Hier und Jetzt.