Der taiwanische Chipriese TSMC baut ein neues Werk in Dresden. Parallel stellt er sicher, dass er die benötigten Fachkräfte hat – und lernt damit aus eigenen Fehlern.
Beim TSMC-Werk in Dresden wurde vor wenigen Tagen der Spatenstich gesetzt. Sachsen bekommt damit eine begehrte Foundry, in welcher wertvolle Halbleiter hergestellt werden. Anders als Nvidia, Apple oder Arm ist TSMC nämlich ein Foundry-Unternehmen, das Chips nicht nur designt, sondern tatsächlich produziert.
Nun wird in Dresden nicht die allermodernste Klasse an Chips hergestellt, sondern eher die zweite Riege. Die kommt gerne in Auto- und Industrieanwendungen zum Einsatz, wo ja auch der Standort Deutschland viel Sinn ergibt.
In einer anderen Hinsicht ist das Dresden-Werk allerdings hochmodern: TSMC versteht, wie es mit dem Fachkräftemangel umzugehen hat.
- Der Konzern hat mit der TU Dresden und dem Freistaat Sachsen ein spezielles Studienprogramm aufgesetzt, noch vor Spatenstich
- In diesem Zuge waren 30 Studierende aus Sachsen jetzt ein Semester lang in Taiwan, um direkt in TSMCs Heimatstandort zu lernen
- Dort bekam jede:r Studierende offenbar einen persönlichen Betreuer und es gab einen extra Sprachkurs, durch TSMC wie auch die National Taiwan University
Meiner Meinung nach verdient das Applaus. TSMC hätte sich einfach dort hinsetzen können (also in Dresden, mit seiner Fabrik) und darauf warten, dass die benötigten 2.000 hochspezialisierten Fachkräfte schon irgendwie von selbst eintrudeln. Du weißt schon, wie (leider!) deine durchschnittliche Firma in Deutschland. Und sich dann ganz schockiert darüber empören, dass die Vakanzen nicht gefüllt werden.
Stattdessen wird es proaktiv und baut sich seine Fachkräfte gleich selbst. Und bindet sie natürlich auch direkt, da es sie ja durch sehr früh in ihrem Ausbildungsprozess abgreift. Das ist ein ordentliches Vorabinvestment, aber TSMC weiß eben, dass ewige Vakanzen noch viel, viel teurer kämen.
Wissen tut es das aus eigener Erfahrung. In seinem Werk in Arizona, USA, ging TSMC stiefmütterlicher mit der Fachkräftesituation um und konnte – wer hätte das gedacht! – nicht genügend finden. Also musste es den Produktionsbeginn seiner 40 Milliarden Dollar schweren Investition verschieben.
Lernt von TSMC, Leute. Nehmt den Fachkräftemangel ernst. Und wenn ihr auf die Kosten schaut, beachtet auch, wie viel Vakanzen, Produktionsverzögerungen und langsamere Lerneffekte kosten werden.