Das wird vermutlich kaum jemanden überraschen: Die Bundesrepublik hat hohe Arbeitskosten. Wenn überhaupt fällt das Ergebnis noch milder als befürchtet aus
Das Wirtschaftsinstitut IMK der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat sich mal die Arbeitskosten in den 27 EU-Ländern für das Jahr 2023 angeschaut.
- Deutschland kam auf 41,90 Euro pro Stunde
- Das war Platz 5 von 27, also vergleichsweise hoch
- … und rund 5% höher als im Vorjahr, wobei der Anstieg leicht unter dem EU-Schnitt (5,6%) lag
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Teurer als in Deutschland waren Arbeitsstunden nur in Luxemburg (53,60 Euro), in Dänemark (50), Belgien (46,90) und – für mich überraschend – Frankreich (42,70). Die Arbeitskosten zählen dabei Bruttolohn und Arbeitgeberanteile an Sozialbeiträgen sowie gewisse Aufwendungen (z.B. für Weiterbildungen) zusammen.
An dieser Stelle muss ich ein wenig Medienkritik üben. Im Tagesschau-Artikel zu den Zahlen heißt es anfangs, dass das IMK unseren 5. Platz als “relativ unproblematisch” einstufe. In Wahrheit beurteilte es so aber die Steigerungsrate. Das macht einen Unterschied: Die Steigerung blieb im Vergleich zum EU-Schnitt unterproportional (auch wenn wir von einer recht hohen Basis kommen) und nach der hohen Inflation 2022/23 waren Lohnanstiege ja durchaus nachvollziehbar.
Der absolute Wert und unser 5. Platz ist dagegen kaum ein Erfolg und meiner Meinung nach auch nicht “relativ unproblematisch”. Unser hohes, wenn auch stabiles Lohnkostenniveau drückt unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit. Sie ist zudem ein Ausdruck des Fachkräftemangels, denn wenn es an Arbeitskraft mangelt, dann kostet die bestehende Arbeitskraft eben sehr viel.
Wie ich in der Vergangenheit schon oft gesagt habe: Das klingt im ersten Moment großartig für Arbeitnehmer:innen, doch auf die mittlere und lange Sicht ist es ein Risiko für die Volkswirtschaft, welches sich auch wieder in den eigenen Einkommen bemerkbar macht.