Deutsche Erwerbstätige waren 2024 so viel wie noch nie krank gemeldet. Das hat Lehren für Arbeitgeber:innen.
Die Techniker Krankenkasse hat ihre Zahlen für Januar bis November ausgewertet und siehe da…
- Erwerbstätige waren im Schnitt 17,7 Tage krank geschrieben.
- 2022 waren es noch 17,4 Tage und 2021 sogar nur 13,2 Tage!
- 2019 waren es 14,1 Fehltage
- Hauptgrund seien wie immer “Erkältungsdiagnosen”, gefolgt von psychischen Diagnosen (Depression, etc) und Muskelskeletterkrankungen
Also erst einmal: Die Zahlen sind nicht unbedingt was Schlechtes. Denn
Am Ende hat die Firma noch mehr Fehltage, als wenn die betreffende Person einfach zuhause geblieben wäre; und die Produktivität ist im kranken Modus auch nicht gerade großartig.
Wenn Mitarbeiter:innen sich also konsequenter krank melden, kann das eine rundum gute Sache sein. Eine Lehre aus der Covid-Pandemie, praktisch.
Ich kann mir aber auch eine düsterere Interpretation vorstellen: Was, wenn viele Angestellte derzeit eine hohe Arbeitsverdichtung empfinden und sich das in mehr Krankheitsfällen (oder zumindest motiviert gespielten Arztbesuchen) äußert?
Das könnte für Firmen ein Signal sein, dass sie die Belastung ihrer Arbeitskräfte überdenken müssen. Wenn du als Arbeitgeber:in also viele Fehltage wahrnimmst (vor allem, wenn es mehr als branchenüblich sind), ist das ein Signal, einmal genauer zu schauen.
Das Ergebnis sollte es dann nicht sein, besonders streng zu überprüfen, ob Mitarbeiter:innen wirklich krank sind oder nicht. Das wäre nur magere Symptombekämpfung. Sondern es gilt zu verstehen, warum Angestellte überlastet sind und was du dagegen tun kannst.
Eine Kultur einzuführen, welche es erlaubt, über Überlastung zu sprechen, ist ein erster Schritt. Und am besten umfasst das auch gleich, sich guten Gewissens krank melden zu dürfen. Denn wie gesagt, wenn sich erkältete Kolleg:innen ins Büro schleppen, hilft das niemandem.