Lohnt sich Mehrarbeit? Nicht immer, so das ifo-Institut in einer neuen Studie
Die Forscher haben festgestellt, dass...
- Elemente des Sozialsystems so schlecht aufeinander abgestimmt sind, dass es Kombinationen geben kann, in welchen "Aufstocker" von Mehrarbeit kaum etwas behalten
- Das Problem ist die Transferentzugsrate: Wer mehr verdient, erhält weniger Sozialleistungen. In einigen Fällen kann die Rate 100% betragen - also 1€ mehr Verdienst, 1€ weniger Leistung - macht 0€ Nettozuwachs trotz zusätzlicher Arbeit!
- Extreme Transferentzugsraten nahe 100% gibt es nur in Situationen mit bestimmten Familienkonstellationen und hohen Mieten, doch auch etwas "harmlosere" Fälle zeigen ja dasselbe Problem auf: Mehr Arbeit lohnt sich manchmal nicht.
Das ist Gift für den Fachkräftemangel, denn wir setzen wortwörtlich Anreize gegen das Arbeiten, statt dafür. Verschlimmert wird es dadurch, dass es hier um "Aufstocker" geht, also Menschen, welche ein zu niedriges Gehalt mit Sozialleistungen komplementieren (im Behördensprech ist ein Aufstocker etwas anderes, aber darum geht's hier nicht). Das sind Menschen, welche bereits in Arbeit tätig sind und damit viel einfacher im Arbeitsmarkt verankerbar wären, als etwa strukturelle Langzeitarbeitslose. Und wir stellen sicher, dass es für sie dämlich wäre, das zu tun. Ziemlich dämlich von uns.
Im Diskurs zum Fachkräftemangel habe ich in den vergangenen Monaten immer öfter einen Fokus auf das "heimische Arbeitskraftpotenzial" mitbekommen. Das ist per se gar nicht übel, denn auf den Schultern der Zuwanderung wird meist unrealistisch viel Last abgelegt. Und es stimmt, dass wir in Deutschland sehr viele Arbeitslose oder nur Teilzeitarbeitende haben, welche theoretisch für mehr Arbeitszeit zu haben wären. Das ganze ist aber ein wenig "self-defeating", wenn wir gleichzeitig Anti-Arbeit-Anreize setzen.