Ein Steuerrabatt für ausländische Fachkräfte? Warum eigentlich nicht
Diesen Vorschlag hat Finanzminister Lindner letzte Woche gemacht. Fachkräfte aus dem Ausland würden einen befristeten Steuerrabatt erhalten. Das war's auch schon, viel mehr gibt's da nicht zu erklären.
Ich meine, die Logik ist unbestechlich: Weniger Steuern heißt mehr Geld heißt - ceteris paribus - ein attraktiverer Standort. Da wir uns im internationalen Vergleich noch immer mit der Fachkraftakquise schwer tun, halte ich das für eine großartige Idee.
Grundsätzlich sind wir nämlich ein etwas kniffliger Fall, was Standortattraktivität angeht. Klar, die Lebensqualität ist hoch, aber wir messen uns ja nicht mit Bangladesch, sondern mit Großbritannien, Australien, Singapur und den USA. Unsere überbordende Bürokratie, die gar nicht so hohen Gehälter, die hohe Wichtigkeit von Deutsch und, haltet euch leider fest, das mäßige Wetter sowie der Eindruck, dass Deutsche nicht allzu freundlich seien, halten Fachkräfte von uns fern.
Andersherum stellen wir deutlich einfachere Bedingungen zum Eintritt, haben eine starke Wirtschaft (Konjunkturabschwung ausgeklammert – die Reputation bleibt uns noch ein Weilchen), vielerorts kein übles Verhältnis von Gehalt zu Lebenshaltungskosten und werden wohl als sicherer und politisch ruhiger als viele anderen Immigrationsländer wahrgenommen. Das ist alles schon nicht übel, aber in Anbetracht der "cons" oben kann ein weiteres "pro" nicht schaden.
Die SPD, welche den Vorschlag ablehnt, macht keine üblen Punkte. Gleiche Arbeit sollte gleich besteuert werden, alles andere sei unfair; und Arbeitgeber könnten künftig auf (günstigere) Auslandsfachkräfte statt auf Deutsche setzen. Fair. Aber in den Niederlanden, wo ein fünfjähriger 30-Prozent-Steuerbonus existiert, wird es als "Entschädigung" für Extrakosten rund um den Umzug interpretiert. Auch fair.
Und sagen wir mal so: Es ist nachvollziehbar, wenn Arbeitnehmer und Kommentatoren (inkl. Politiker) es unfair finden, wenn ausländische Fachkräfte plötzlich mehr Netto übrig haben, nur weil sie ausländische Fachkräfte sind. Noch viel ärgerlicher wird es allerdings sein, wenn unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit den Bach runter geht, weil wir den grassierenden Fachkräftemangel nicht in den Griff bekommen haben. Dann leiden wir praktisch und nicht nur im Vergleich drunter. Vielleicht lieber in den sauren Apfel beißen.