Steigt die Arbeitslosigkeit, wenn Arbeitslosengeld länger gezahlt wird? Eine Studie in Polen kommt zu diesem Schluss.
In a nutshell:
- Eine Verdopplung der möglichen Bezugsdauer von Arbeitslosengeld hat zu 13% höherer Arbeitslosigkeit geführt
- Der Effekt geht zur Hälfte darauf zurück, dass Arbeitslose weniger nach Jobs suchen und zur Hälfte darauf, dass sie länger arbeitslos bleiben
- Weder auf Löhne noch auf die Geschwindigkeit, in welcher Stellen gefüllt wurden, hatte es Auswirkungen
Längeres Arbeitslosengeld führt also zu mehr Arbeitslosigkeit. Das mag für einige offensichtlich klingen, aber so ganz klar war und ist das nicht. Und selbst wenn der Zusammenhang als gegeben genommen wird, so blieb die Frage, wie hoch der Effekt sei.
Die Studie der deutschen Wirtschaftsinstitute RWI und IZA sowie polnischen Forschern ist ziemlich interessant, denn eine Reihe von "Störfaktoren" mussten rausanalysiert werden:
In Polen bekommen Menschen eigentlich nur 6 Monate Arbeitslosengeld, außer in Regionen, wo die Arbeitslosigkeit im Vorjahr mindestens 50% über dem nationalen Durchschnitt lag. Dort gibt es dann 12 Monate Anspruch. Diese Regionen hat die Studie also analysiert, um zu schauen, ob eine Verdopplung der Bezugsdauer die Arbeitslosigkeitsquote erhöht. Doch was, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, weil die Jobsuche erschwert ist? Immerhin geht es ja um Bezirke, in welchen die Arbeitslosigkeit hoch ist, also womöglich bereits weniger Jobs existieren. Dafür haben die Forscher Gebiete verglichen, welche sehr ähnliche Arbeitslosigkeitsraten aufwiesen, aber gerade so unter und über der Grenze lagen.
Ein raffiniertes "natürliches Experiment", also.
Für uns in Deutschland ist die Studie nur ein Indiz, denn unser System rund um Arbeitslosengeld funktioniert völlig anders. Es ist aber ein Zeichen, dass großzügigere Arbeitslosenhilfen beim Kampf gegen den Fachkräftemangel eher nicht helfen.