Was ist ein besonders langfristiger Hebel gegen den Fachkräftemangel? Kinderkriegen, natürlich.
China ist eine Demonstration dafür, wie sich der demografische Wandel nicht aufhalten lässt. Das Land hat 2016 und 2021 panisch seine Ein- und später Zwei-Kind-Politik aufgegeben, doch die Chinesen wollen offenkundig nicht zum Kinderkriegen übergehen: China ist 2023 und 2022 zum ersten Mal seit Jahrzehnten geschrumpft. Bis Ende des Jahrhunderts könnte sich die Bevölkerung halbieren, so einige UN-Schätzungen.
Eine Metrik zeigt ziemlich gut, warum die Chinesen keine Lust auf Kinder zu haben scheinen:
- Um ein Kind bis zum 18. Lebensjahr aufzuziehen, benötigt man in der Volksrepublik das 6,3-fache des BIP pro Kopf, so eine Analyse des Forschungsinstituts YuWa Population
- In Australien beträgt der Faktor 2,08; in Deutschland 3,64; in den USA bei 4,11; in Japan bei 4,26
Kurz gesagt: In keinem anderen großen Land ist es relativ gesehen so teuer, Kinder aufzuziehen. Die Betreuungskosten sind hoch, die staatlichen Leistungen mäßig, der Arbeits- und Karrieredruck massiv. Zudem sind viele Frauen in China gerade die erste Generation, welche so richtig im Arbeitsmarkt angekommen ist. Kinderkriegen bedeutet für sie, die Karriere zu kompromittieren.
Das Institut macht sinnvolle Vorschläge: Geldzuschüsse oder Steuererleichterungen für Eltern; bessere Kinderbetreuung; mehr Mutter- und Vaterschaftsurlaub; flexiblere Arbeitszeiten; und mehr ausländische Hilfskräfte.
Jeder einzelne davon könnte uns auch in Deutschland helfen. Denn auch wenn bei uns ein bisschen weniger BIP-pro-Kopf-Multiplikator vonnöten ist, lautet unsere Strategie gegen den demografischen Wandel derzeit "Augen zu und durch". Das geht besser.