Im Tech-Arbeitsmarkt ist gerade vieles in Bewegung, denn der KI-Boom lässt nichts unangetastet
Viele Tech-Arbeiter versuchen aktuell, sich KI-Kompetenzen anzueignen – "fieberhaft", so das Wall Street Journal durchaus treffend. Überraschen kann das kaum, immerhin nimmt der Generative-AI-Hype die Techwelt (und längst nicht nur sie) noch immer mit.
Unternehmen investieren Milliarden in KI und Generative AI im Speziellen; und die Arbeiter versuchen, mit dran zu bleiben. Einige haben wenig Wahl, da ihre Firmen sie dazu antreiben, andere tun es freiwillig und auf eigene Faust, weil sie die Logik des Marktes verstehen. Bei Salesforce allein haben bereits über 60.000 Mitarbeiter mindestens einen KI-Kurs in der internen Trainingsplattform belegt.
Erschwerend kommt hinzu, dass es ansonsten im Tech-Arbeitsmarkt gerade nicht allzu gut aussieht. Trotz der gewaltigen KI-Investitionen baut die Branche die Stellen, welche sie 2022/23 abgebaut hatte, nur schleppend wieder auf. Im April 2024 zählte der Branchenverband CompTIA 180.000 neue Stellenanzeigen; 2019 lag der Monatsdurchschnitt bei 308.000.
Der Mix aus lockerem Arbeitsmarkt und tiefen Umstrukturierungen aufgrund einer neuen, womöglich transformativen Technologie baut viel Druck auf Arbeiter auf. Sie bilden sich fort, um nicht zurückzufallen.
Paradoxerweise besteht dennoch ein Fachkräftemangel: Firmen berichten davon, ihre Stellen nicht gefüllt zu bekommen. Die Experten, welche sie suchen - am besten mit mehrjähriger Erfahrung mit LLMs - sind nun einmal nicht so einfach zu bekommen. Ein Kurs hier und ein Bootcamp dort sind im Zweifelsfall nicht genug. Plus: Generative AI ist so neu, dass viele Firmen einfach nicht so ganz wissen, was es genau ist, dass sie suchen. Das erschwert das Matching und lässt Vakanzen länger bestehen.
Ein kleiner Disclaimer zum Abschluss: Hier geht es vor allem um den Arbeitsmarkt in den USA. In Deutschland (und Europa) sieht es noch nicht ganz so aus. Unser Techsektor ist kleiner, die KI-Adoption langsamer und die Arbeiterposition stärker, z.B. dank strengem Arbeiterschutz. Anekdotisch hört man dennoch viel Wehklagen aus der Techbranche, aber das hängt eher ganz allgemein mit Konjunkturschwäche und verschüchtertem Wagniskapital zusammen.