Halt' dich fest: Hohe Mieten vertreiben Fachkräfte.
PwC hat 4.200 Berufstätige in deutschen Großstädten befragt. Die Ergebnisse:
- Zwei Drittel sind unzufrieden mit ihren Mieten und der Verfügbarkeit von Mietwohnungen
- 90% finden, dass es "reine Glückssache" ist, eine Wohnung zu finden
- Ein Drittel hat erwogen, aufgrund der Mietpreise den Job zu wechseln und umzuziehen
- ... und 11% haben das bereits durchgeführt. Dass Mietpreise und Wohnungsverfügbarkeit ein Standortfaktor auf dem Arbeitsmarkt sind, ist kaum eine Meldung wert. Interessant sind die Implikationen der Befragung für den Fachkräftemangel dennoch. Denn der Mietfrust wirkt in zwei Richtungen.
Für Unternehmen in Großstädten und Ballungszentren ist es eine schlechte Nachricht, denn sie verlieren Fachkräfte. Gerade Startups sitzen fast immer in größeren Städten, doch auch Technologiefirmen finden sich häufig dort. Und natürlich viele Dienstleister.
Andersherum ist eine gute Nachricht für Firmen außerhalb der Ballungszentren, welche relativ günstigere Mieten aufweisen können. Vor allem Mittelständler dürften profitieren. Das Leid der einen lindert also den Fachkräftemangel der anderen. "Außerhalb" bedeutet aber nicht überall dasselbe, in Berlin oder München ist auch das direkte Umland sehr teuer.
Immerhin: Die deutsche Unternehmenswelt ist geografisch doch sehr dezentral; eine verfehlte Wohnungspolitik in den Großstädten bedeutet hierzulande also weniger vom negativen Effekt als in vielen anderen Ländern.
Was tun? Die Handlungsanweisung an die Politik lautet natürlich, den Wohnungsmarkt repariert zu bekommen. Dafür gibt es ja bereits reichlich Ideen. Betroffene Firmen könnten derweil eigene Wohnimmobilien besitzen, zumindest für den Übergang bei neuen Mitarbeiter:innen. Sie könnten Mietkosten bezuschussen, Fahrtkosten übernehmen, Remote Work und Homeoffice ermöglichen und das dazugehörige Equipment mitfinanzieren.
Für wen ein Öffi-Ticket teuer klingt, der hat noch nicht verstanden, wie teuer ihm der Fachkräftemangel zu stehen kommen wird.