Wie viel kostet der Fachkräftemangel Deutschland? Laut dem IW: 49 Milliarden Euro pro Jahr
Auf die Zahl kommt das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer neuen Analyse. Wären die aktuell 573.000 Stellen, welche deutsche Firmen nicht mit qualifizierten Arbeitskräften gefüllt bekommen, plötzlich kein Problem mehr, würde die deutsche Wirtschaft somit 1,1% größer sein.
Das bezeichnet die sogenannte Produktionslücke: Die Differenz zwischen unserer Volkswirtschaft "as is" und ihrem Potenzial, wenn wir unsere Ressourcen effizient nutzen und vollständig auslasten würden. Dass der Fachkräftemangel die Lücke vergrößert, ist offensichtlich; die Studie beziffert diesen Effekt nun.
Die 49 Milliarden Euro und 1,1% Potenzialverlust sind übrigens eher konservative Schätzungen. So liegt denen etwa zugrunde, dass jeder qualifizierte Arbeitslose in Deutschland eine Stelle findet. In der Realität geschieht das natürlich nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Ökonomen auch anderswo mit Vereinfachungen arbeiten (was kein Vorwurf sein soll). Der wahre Effekt des Fachkräftemangels liegt also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch höher. Genau das sagen die Autoren: "deutlich höher".
Sie erwarten übrigens auch, dass die Lücke bis 2027 auf 74 Milliarden Euro steigen wird. Und ja, dieser 51-Prozent-Anstieg (!) liegt deutlich über der erwarteten Inflationsdynamik und wäre auch garantiert stärker als der BIP-Anstieg binnen drei Jahren.
Was tun? Ich schreibe hier bekanntermaßen sehr viel über die Hebel gegen den Fachkräftemangel. Die IW-Autoren bieten ein paar sinnvolle Vorschläge aus demselben "Werkzeugkasten": Mehr qualifizierte Zuwanderung, mehr Frauen in Arbeit und mehr ältere Menschen in Arbeit. Alles richtige und wichtige Ideen. Jetzt müssen wir sie bitte nur umsetzen. Ansonsten heißt es: Tschüss, Produktionspotenzial!