Es gibt immer mehr Auszubildende, die keine Stelle finden. Und es gibt immer mehr Stellen, die keine Auszubildenden finden. Moment mal...
Wer Meldungen über den Ausbildungsmarkt folgt, muss sich manchmal über Paradoxe wundern. Immer mehr junge Menschen klagen darüber, keine Ausbildungsstelle finden zu können. Und zugleich steigt die Zahl an unbesetzten Stellen auf einen neuen Rekord: 73.000, knapp 38% mehr als 2019. Wie kann das sein?
Das Bildungsministerium spricht von einem "Passungsproblem", und hat damit vermutlich recht. Die Berufe, für welche Nachfrage (seitens der Firmen) besteht, sind nicht jene, welche die potenziellen Auszubildenden anbieten wollen. Das würde die Parallelentwicklung erklären.
Daran vorbei gibt es einige aufmunternde Signale. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist 2023 um 3% auf 489.182 gestiegen. Das ist "nur noch" 6% unter dem Vor-Covid-Niveau. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze stieg um 3,5% auf 548.000, beinahe das Vor-Covid-Niveau.
So weit, so gut. Auszubildende und Betriebe finden etwas öfter zueinander. Nur steigt der Bedarf der Betriebe umso schneller. Das Zueinanderfinden müsste sich also ein bisschen beschleunigen.
Am Ende liegt die Bringschuld bei den Unternehmen. Sie können von den angehenden Azubis nicht erwarten, Marktdynamiken zu kennen und anhand ihnen zu handeln. Sondern sie müssen die Azubis ansprechen und ihnen zeigen, warum diese Branche, dieses Berufsfeld, diese Firma eine attraktive Wahl sind. Am besten gleich in den Schulen ansetzen, doch auch außerhalb; zum Beispiel auf Social Media, denn dort finden sich junge Menschen heute.
Der Betrieb, welcher einfach nur darauf wartet, dass die Azubis bei ihm eintrudeln, darf sich nicht wundern, wenn er Teil der ungünstigeren Statistik oben wird.