Die OECD hat ihre Wachstumserwartungen angehoben. Ein großer Grund: Arbeitsmigration.
- Laut der neuesten OECD-Schätzung wird das globale BIP 2024 um 3,1% ansteigen. Im Februar hatte die Organisation noch mit 2,9% gerechnet.
- Für die tendenziell wohlhabenden OECD-Mitgliedsstaaten erwartet sie 1,7% Wachstum
- Auffällig sind die USA mit starken 2,6% Wachstum. Dagegen ist die Eurozone mit 0,7%, heruntergezogen von Deutschland (0,2%), deutlich schwächer
Soweit alles wie bekannt. Die Welt wächst mit knapp 3% vor sich hin, die USA performen stark, die Eurozone hängt wegen Deutschland hinterher (sorry, aber wir lieben unsere Bürokratie nun mal). Was mir ins Auge gestochen ist:
Ein großer Faktor im erhöhten Wachstum ist der Effekt von Immigration.
"Außerordentliche" Migrationsraten hätten "definitiv" eine Rolle im kräftigen US-Wachstum gespielt, so die OECD. Kein Wunder: Die Aufsichtsbehörde CBO rechnet für 2023 mit 3,3 Millionen Menschen Nettoimmigration in die USA. Das bedeutet weniger Fachkräftemangel, mehr Produktivität, mehr Wissenstransfer.
Es könnte auch erklären, warum die USA gleichzeitig einen extrem straffen Arbeitsmarkt erleben – auf einem Niveau, wie seit knapp einem halben Jahrhundert nicht gesehen – und die Inflation trotzdem im Großen und Ganzen moderat ausfällt (wenn auch höher als gewünscht). Denn wenn der gesamte Arbeitsmarkt wächst, also Arbeitsnachfrage UND -angebot, so wirkt das weniger inflationär, als wenn das Angebot stabil bliebe. Firmen können dank der höheren Gesamtfluktuation Vakanzen einfacher füllen und müssen nicht unbedingt zu höheren Gehältern greifen, woraufhin sie im Anschluss Preise erhöht hätten.
Ganz klar ist aber noch nicht, wie sehr Migration in das US-Wachstum hineinspielt. Die Datenlage ist noch nicht gut genug. Einige Ökonomen sind nicht völlig d'accord und halten den Effekt für übertrieben. Aber mit der OECD, Fed-Chef Jerome Powell, Morgan Stanley und vielen weiteren ist "Team Migration" ziemlich gut besetzt.