Der deutsche Arbeitsmarkt hat einen kleinen Durchhänger. Leider bedeutet das für den Fachkräftemangel: Absolut gar nichts!
- Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland um 27.000 auf 2,723 Millionen gesunken
- Das sind -0,2 PP auf 5,8 Prozent Arbeitslosenquote
- Nur: Im Frühjahr gibt es immer eine saisonale Arbeitsmarktbelebung. Diese fiel schwächer als erwartet aus.
Also kein allzu gutes Signal. Saisonbereinigt stieg die Zahl der Arbeitslosen, nämlich um 25.000. Parallel sank die Nachfrage nach Arbeitskräften: 702.000 offene Stellen waren bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet, 65.000 (8,5%) weniger als vor einem Jahr.
Doch vielleicht gibt es ja immerhin einen Silberstreif? Weniger Arbeitsbedarf und mehr Arbeitslose klingt, als wäre der Fachkräftemangel ein wenig gelindert? Dazu passt, dass laut der BA-Fachkräfteanalyse 2023 nur noch in 15% aller Berufe die Vakanzen nicht gefüllt werden können, vor einem Jahr waren es noch 16,7%.
Leider stimmt das nicht ganz. Der scheinbar mildere Fachkräftemangel ist eine reine Momentaufnahme und in erster Linie Produkt der derzeitigen konjunkturellen Schwäche. Zoomen wir auch nur ein kleines bisschen heraus - wir reden hier gar nicht über Jahrzehnte, sondern bereits die nächsten Jahre - sind wir wieder vollständig im Fachkräftemangel drin. Schließlich wird die Konjunktur bald wieder anziehen, wir müssen noch immer in Wachstumsfeldern wie KI, Pflege oder Handwerk um internationale Arbeitskräfte konkurrieren und der demografische Wandel verringert unseren Manövrierraum immer weiter. Das erkennt (zum Glück!) auch die BA-Chefin Andrea Nahles.
Also: Egal, ob der Arbeitsmarkt gerade einen Durchhänger hat oder sich immer weiter anspannt, wir dürfen bloß nicht denken, dass der Fachkräftemangel kein Thema mehr sei. Denn das würde sich sehr schnell rächen.